Ich möchte hier meine Partie aus der Meisterschaft 2019/2020 gegen Anton Leier vorstellen, die von einer Springerwanderung des weißen b1 Springers bis nach h2 geprägt war. Entgegen der Annahme, dass mehrmaliges Ziehen mit einer Figur in der Eröffnung leicht auszunutzen ist, gelang es mir hier nicht einen Vorteil daraus zu schlagen. Teils, wegen der geschlossenen Stellung, vor allem jedoch dadurch, dass ich die Stellung nicht positionsgerecht behandelt habe.
Nachdem ich meinen Vorteil nach und nach verspielt hatte und meine Königsstellung entblöste, hätte Weiß ein schönes Gegenspiel einleiten und die Partie ausgleichen können (siehe dazu das Diagramm nach dem 23. Zug). Im entscheidenden Moment hat mein Gegner jedoch seinen weißfeldrigen Läufer (und weitere Figuren) aus dem Spiel ausgeschlossen, und mir damit die Möglichkeit eines Königsangriffs gegeben. Diesen konnte ich mit einem Damenopfer abschließen.
[Event "Bgl. Meisterschaft B Liga Mitte"]
[Site "Bad Sauerbrunn"]
[Date "2020.02.23"]
[Round "7"]
[White "Leier, Anton"]
[Black "Milanollo, Mario"]
[Result "0-1"]
[ECO "A01"]
[WhiteElo "1496"]
[BlackElo "2050"]
[Annotator "Mario Milanollo"]
[PlyCount "70"]
[EventDate "2020.02.23"]
[EventType "team"]
[EventCountry "AUT"]
1. b3 b6 2. Bb2 Bb7 3. Nc3 Nf6 4. e3 e6 5. Nf3 c5 6. Nb5 {Der Beginn einer
langen Springerreise, die schließlich auf h2 enden wird. In der Partie
stellte ich mir die Frage, wie ich aus dem mehrmaligen Ziehen des Springers
einen Vorteil erzielen könnte.} a6 {Jetzt vertrieb ich mal
den Springer und erfreute mich daran, dass er am Rand steht.} 7. Na3 Be7 8. d3
d6 ({Die Alternative ist:} 8... Nc6 9. Be2 (9. Nc4) 9... d5 10. O-O O-O $15 {
und dem Springer ist vorerst das Feld c4 verwehrt. Schwarz steht hier besser,
als es in der Partie der Fall ist, wo der Springer von a3 über c4 wiederum
ins Spiel kommt. Darum bietet sich auch in dieser Variante sofortiges 9.Sc4 an.})
9. Nc4 {Natürlich möchte der Springer wieder mitspielen.} Nc6 10. Qe2 $6 {
Mit diesem Zug wird die kurze weiße Rochade für lange Zeit verschoben. Ebenso
die Entwicklung des weißfeldrigen Läufers.} b5 11. Ncd2 Nb4 $6 {Im
Nachhinein nicht ganz nachvollziehbar. Nachdem die Dame sich auf e2 schlecht
positioniert hat, hilft dieser Zug das wieder zu korrigieren. Auf b4 hat der
Springer keinen weiteren Auftrag und wird daher sowieso wieder wegziehen müssen. Vorteil
aus diesem Manöver hat dann nur Weiß gezogen.} ({Besser ist daher:} 11... O-O
12. Qd1 {Es stellt sich heraus, dass Weiß wohl keinen besseren Zug hat.} d5
13. Be2 d4 $17 {[#] Hier sollte Schwarz besser stehen. Weiß hat noch nicht
rochiert und deutlich weniger Raum zur Verfügung. Es ist schwer zu sehen wo
die weißen Figuren sich platzieren werden.}) 12. Qd1 O-O 13. a3 Nc6 14. Be2
Qa5 15. O-O {[#] Der schwarze Vorteil ist weitgehend verloren gegangen. Weiß hat
die Entwicklung abgeschlossen und im Vergleich zum vorherigen Diagramm keinen
vergleichbaren Raumnachteil.} Nd5 16. Ne4 {Der Springer hat seine Reise noch
lange nicht beendet. Mittels} (16. a4 {könnte Weiß gegen die Position der
schwarzen Dame spielen. Falls darauf} b4 {folgt, hat Weiß das Feld c4 für
seinen Springer freigespielt.} 17. Nc4 Qc7 18. Qd2 $11 {Die Stellung mit
vollem Brett ist nicht einfach zu spielen, die Chancen jedoch ausgeglichen.})
16... f5 {Möchte mehr Einfluss auf das Zentrum nehmen und zwingt den Springer
erneut zu ziehen.} 17. Neg5 Bc8 {Um den Bauern auf e6 zu decken, die
Alternative bestand in e5} 18. Qe1 Qd8 {Ich wollte keinen Damentausch. Meine
Hauptüberlegung war, dass Weiß immer noch weniger Raum hat und ich habe hier
mit einem Königsangriff spekuliert, wollte daher die Figuren alle Richtung
Königsflügel mobilisieren.} 19. Nh3 {Die beeindruckende Reise hat den
Springer nun am Königsflügel an den Rand geführt. Die weiße
Stellung hat keine Schwächen und erweist sich als äußerst robust.}
g5 {sieht sehr gefährlich aus. Die Alternativen bestanden in:} (19... Bf6) (
19... e5) 20. c4 {Auch Weiß hat einen Pfeil im Köcher und vertreibt meinen
schön im Zentrum positionierten Springer.} Nc7 21. Nd2{[#]} 21... Bf6 $6 {Der
Läufertausch erleichtert Weiß deutlich die Verteidigung. Gemäß dem bisher
gesagten sollte ich hier mit} (21... e5 {weiter auf meinen Raumvorteil
pochen. Die Stellung bleibt dann für Weiß weiterhin sehr unangenehm und
schwierig zu spielen. Bspw.} 22. Kh1 (22. f3 f4 23. exf4 Bxh3 24. gxh3 Rxf4 $17)
(22. f4 exf4 23. exf4 g4 24. Ng5 (24. Bf3 {mit enormen Komplikationen, die
sich jedoch als vorteilhaft für Schwarz erweisen. Am einfachsten ist wohl} Bd7
{und falls:} 25. Bxc6 Bxc6 26. Nf2 Bf6 $17 {dominieren die schwarzen Figuren
das Brett}) 24... Bxg5 25. fxg5 Qxg5 $17 {mit Bauerngewinn und vorteilhafter
Stellung}) (22. Bf3 Bb7 23. Bxc6 Bxc6 24. f3 Ne6 $17 {Weiterhin mit großem
Raumvorteil}) 22... g4 23. Ng1 Be6 $17 {und auch hier weiterhin mit großem
schwarzen Raumvorteil.})
22. Bxf6 Qxf6 23. f3 e5 {Der schwarze Vorteil ist nun
endgültig verloren gegangen. Weiß hat weiterhin keine Schwächen, und steht
nachdem sich der schwarze König entblöst hat zum Gegenangriff bereit.
Hier begeht Weiß jedoch einen schweren strategischen Fehler. [#]} 24. e4 $2 ({Der
Gegenangriff war mittels} 24. Qg3 Ne6 25. f4 {zu führen. Schwarz kann kaum
verhindern, dass der Springer von h3 über f4 wieder ins Spiel kommt.} exf4 (
25... g4 26. Bf3 {verbessert die Position des Läufers der ggf. nach d5
möchte.} exf4 27. Nxf4 Nxf4 28. exf4 Bd7 29. Bd5+ $11) 26. Nxf4 Nxf4 27. exf4
$11) 24... f4 {Nun hat sich das Angriffsziel von Schwarz verändert. Nicht mehr der
Springer auf h3 stellt das weiße Hauptproblem dar, sondern der Läufer auf e2, der nun von
seinen eigenen Bauern eingesperrt nicht mehr am Spiel teilnimmt. Praktisch
spielt Schwarz nun mit einer Figur mehr. Das wird in wenigen Zügen in einem
Mattangriff münden.} 25. Nf2 {verhindert den Doppelbauern auf h3.} Ne6 26. Ng4
Qg6 27. h4 $6 {Dieser Zug schwächt die Königsstellung. Weiß hat keinen
aktiven Plan und solllte sich passiv verhalten.} Ned4 28. Rc1 Ra7 {Damit wird
der Angriff auf die weiße Königsstellung eingeleitet. Dem weißen König und
seinen Verteidigern fehlt es an Platz während sich die schwarze Artillerie
auf g7, f6 und ggf. auch h6 bestens aufstellen kann.} 29. Bd1 b4 {legt den
weißen Bauern auf b3 fest.} 30. a4 Rg7 31. hxg5 Qxg5 32. Qf2 Kh8 {schneller
gewinnt hier bereits.} (32... h5 33. Nh2 Bh3) 33. Kh1 Qh5+ 34. Nh2 {[#] Der letzte
Zug des weißen Springers. Treu hat er sich vom Damenflügel zum Schutz des
Königs über das ganze Spielfeld begeben um sich als Schutzschild vor ihn zu
stellen.} Rf6 35. Rg1 $2 {Übersieht die Pointe von Tf6.} ({Auch bei bester
Verteidigung ist die Stellung nun nicht mehr zu halten. Eine Beispielvariante:
} 35. Qg1 Rfg6 36. Rf2 Bh3 37. Rb1 Qh4 38. Qf1 Rxg2 39. Qxg2 Bxg2+ 40. Rxg2
Rxg2 41. Kxg2 Qg3+ $19) 35... Qxh2+ {Die Dame opfert sich für den tapferen
Springer und erzwingt das Matt.} 0-1
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