Eine Schwarzpartie von Karl beim 5. Genussmeilenturnier der Thermenregion Wienerwald. Dieses Turnier konnte Karl am hervorragenden 4. Platz beenden.
Karl spielt eine Nebenvariante der slawischen Verteidigung mit früher Läuferentwicklung nach f5. Weiß gelingt es daraufhin ein dominantes Zentrum aufzubauen. Nachdem Weiß seinen Springer abseits stellt und das Spiel im Zentrum ohne entsprechender Figurenunterstützung forciert, führt Karls Konter zum Abtausch eines wichtigen Zentralbauers gegen einen schwarzen Flügelbauern. Eine Fehlkalkulation von Weiß führt rasch zum Gewinn von Karl.
Wir schauen uns hier vor allem die Eröffnung an und prüfen wie Schwarz gegen das dominante weiße Zentrum bestehen kann. Die Empfehlung lautet im 7. Zug mit dem Bauern zurückzunehmen und den Springer in seiner starken Zentralposition zu belassen (siehe dazu auch das erste Diagramm).
Pribitzer, Stefan2044
Hrdina, Karl1890
Genussmeilenturnier 2020 A4
September 5, 2020 – Pfaffstätten
Kommentiert durch Mario Milanollo
1.d4d52.Sf3c63.c4Sf64.Sc3Lf5Beim klassischen Slawisch nimmt Schwarz auf c4 um mit den Figuren gegen e4 zu spielen.4…dxc45.a4Lf5. Sofortiges Lf5 kann Weiß versuchen sofort zu widerlegen mittels:5.cxd5Sxd5
5…cxd56.Db3Db6
6…Lc87.Lf4e68.e3Ld6Weiß macht hier in über 55% den vollen Punkt.
7.Sxd5Sxd58.Dxd5e69.Db3Sc610.Ld2Sb4Die ganze Variante basiert auf dieser aktiven Aufstellung der schwarzen Figuren mit Angriff auf c2. Weiß hat 2 Fortsetzungen:11.Da4+
11.Tc1Ld612.Da4+Sc613.Sh4O-O14.Sxf5exf515.e3Dxb216.Ld3Weiß hat die bessere Bauernstruktur, das Läuferpaar und steht damit wohl nachhaltig besser, auch wenn Schwarz den Bauern zurückgewonnen hat.
11…Sc6
11…Dc612.Dxc6+bxc613.Kd1Lc2+14.Kc1Le415.Sg5Lg616.e4h617.Sxe6fxe618.a3Die entstandenen Komplikationen sind weiterhin für Weiß vorteilhaft.
12.b3Ld613.e3O-O14.Le2Und Schwarz muss beweisen, dass er Kompensation für den Bauern hat.
6.Db3Db6
Die Alternative Sc3 wird nahezu gleich oft gespielt.6…Sxc37.bxc3
7.Dxb7Dieser Zug führt nicht zum Erfolg, da Schwarz die Dame auf a8 fangen kann:7…Sd58.Dxa8Db69.Se5Sc710.Sc4Sxa811.Sxb6Sxb6⩱Schwarz steht wohl ein wenig besser.
7…Db68.Sd2⩲Weiß spielt auf das Zentrum.8…e5Um auch im Zentrum Fuss zu fassen, bspw.9.e4Le610.Sc4Dc711.dxe5Sd712.Lf4O-O-Ound Schwarz hat für den Bauern dynamische Vorteile.13.Td1Le714.Sd6+Kb815.Da3Thf8Das schwarze Spiel beruht darauf, dass Weiß mit dem König in der Mitte stecken geblieben ist. Ob es den Bauern kompensiert gilt es zu beweisen.
7.Dxb6
7.Sxd5Dxb3
7…cxd58.Dxd5e69.Db3Sc6Für den Bauern hat Schwarz keine volle Kompensation.
8.Sc7+Kd89.axb3Kxc710.Lf4+Kc811.Sd2
Weiß dominiert hier das Zentrum und steht damit besser.
jedoch nicht11.Se5f612.Sc4Sd7=Die Stellung ist annähernd ausgeglichen.
11…g6
oder auch11…e612.e4Lg6
12.e4Le613.Lc4Lg714.Sf3Die weiße Stellung ist deutlicher einfacher zu spielen.
7…Sxb6
Nach diesem Zug steht Weiß deutlich besser. Die Alternative7…axb6ist wohl besser.Weiß hat nun mittels e4 die Möglichkeit auf Kosten seiner Bauernstruktur den Läufer f5 zu erobern, oder die Springer zu tauschen.8.e4Sxc39.exf5Txa2Dieser Bauerngewinn ist möglich, erlaubt Weiß jedoch sich im Zentrum dominierend aufzustellen und das bessere Spiel zu erlangen.
besser9…Sd510.Ld2=oder auch10.Lc4g611.fxg6hxg6=In beiden Abspielen sollte sich Schwarz relativ leicht behaupten können.
10.Txa2Sxa211.Ld2b512.Ld3Sa613.Ke2S2b414.Lxb4Sxb415.Ta1Schwarz hat Schwierigkeiten sich zu entwickeln, während bei Weiß alle Figuren mitspielen. Trotz des schwarzen Mehrbauern ist die weiße Stellung zu bevorzugen.
8.e4Lg69.h4Weiß ist besser aus der Eröffnung gekommen. Für Schwarz gilt es nun seinen Läufer zu retten und er probiert hier eine neue Möglichkeit. In meiner Datenbank hab ich die Alternativen h6, h5 als auch f6 gefunden.9…Lh510.Sh2Hier steht der Springer abseits, Das macht sich für den Rest der Partie negativ bemerkbar. Weiß steht zwar weiterhin besser, es scheint jedoch, dass er hier keinen passenden Aufstellungsplan gefunden hat und sich mit diesem Zug anfängt langsam aber sicher zu verzetteln.
Ein möglicher Plan die Dominanz im Zentrum zu behalten und auszubauen versteckt sich hinter dem Zug:10.Tg1f6
Das Nehmen auf f3 gibt das Läuferpaar auf und dem Turm Wirkung auf der g-Linie. Der Zug scheint jedoch nicht schlechter als andere zu sein.10…Lxf311.gxf3g612.Lf4Lg713.O-O-O
11.g4Lf712.Lf4Weiß hat in beiden Abspielen seinen Raumvorteil ausgebaut und es ist nicht ersichtlich wie Schwarz die Bauern sinnvoll attackieren kann.
10…f611.a4Damit schwächt sich Weiß auf dem Damenflügel. Eine schwarze Figur die auf dem Feld b4 auftaucht ist als Folge extrem schwer zu vertreiben.11…a5Eine starke Alternative besteht darin den Springer zu entwickeln und nach b4 zu führen.11…Sa612.a5Sb413.Tb1Sd7Von einem weißen Vorteil kann nun keine Rede mehr sein.12.Le3Lf713.d5Besser ist es den Springer wieder ins Spiel zu bringen.13.Sf3S8d714.h5Sc415.Lxc4Lxc4Weiß spielt mit dem Zentrum, Schwarz mit dem Läuferpaar. Die Stellung befindet sich in einem ungefähren dynamischen Gleichgewicht.13…S8d714.O-O-Oe614…e5stellt eine gute Alternative dar.15.dxc6bxc616.f4Lb417.Sb5?Hier kann es sich nur um ein Versehen handeln, dass Weiß dachte aus der Fesselung des Springers d7 Kapital zu schlagen und die Figur zurückzugewinnen. Nach17.Sf3O-O-Oist die Partie ausgeglichen.17…cxb518.Lxb5O-O-OSichert sich die Mehrfigur.19.Sf3Kb720.e5Lg621.Ld3Sd522.Lxg6hxg6den Rest wollte sich Weiß nicht mehr zeigen lassen.Auch möglich war:22…Sxe323.Le4+Kb624.Td3Sxg225.Thd1Tc8+26.Kb1Sc5und auch hier kann Weiß getrost aufgeben.0–1